Brief der Jüdischen Gemeinde
Aktions"künstlerin" Regina Heygster, mit der wir uns hier bereits beschäftigt haben, hat sich der "taz" gegenüber jetzt schockiert gezeigt, dass der Vorstand der Jüdischen Gemeinde ihr in einem Brief zum wiederholten Male zu verstehen gegeben hat, dass man sich von ihr nicht für den sogenannten "Friedenstunnel" vereinnahmen lassen wolle.
Wir dokumentieren das Schreiben von Elvira Noa, Renata Bas und Grigori Pantijelew an dieser Stelle. Immerhin hat die Debatte nach einem Interview Noas, in dem die Heygsters Projekt als "kitschig" bezeichnete, die Leserbriefspalten des "Weser Kurier" in den letzten Tagen schwer beschäftigt und leider kam niemand zu Wort, der den Standpunkt der Jüdischen Gemeinde transportiert hat.
Sehr geehrte Frau Heygster,
In mehreren Gesprächen, vor 2001 wie auch danach, erklärten wir Ihnen, dass wir Ihre künstlerische Idee für kitschig halten. Es tut uns leid, dass es gesagt werden musste und dass es Sie persönlich trifft. Es ist aber nicht neu. Neu ist es, dass es in die Öffentlichkeit getragen wurde.
Ihr Projekt lag brach für eine ganze Weile, mehrfach hatten Sie noch Rabbiner Barslai um Unterstützung gebeten, bis Ihnen sein glorreicher Rat erteilt wurde, doch einen Verein zum Mittelerwerb zu gründen. Dieser Verein musste natürlich schlagkräftige Argumente aufweisen, diese ergaben sich leicht aus der "weltpolitischen" Lage, nämlich der offensichtlichen Notwendigkeit, den interreligiösen Dialog in Bremen dringend voranzutreiben, um in New York oder Paris einen zweiten 11. September zu verhindern.
Dann haben Sie wiederum versucht, uns für die Mitgliedschaft zu gewinnen. Auch wenn anfänglich zwei Gemeindemitglieder Ihren Verein besucht hatten, haben wir unseren Entschluss bekräftigt, uns weder an der Vereinstätigkeit noch am Tunnelprojekt aktiv beteiligen zu wollen. Wir verstehen und pflegen eine andere Auffassung der interreligiösen Arbeit und haben das Ihnen mehrfach erklärt. In Gesprächen und Briefen haben Sie uns immer wieder gebeten, doch dabei zu sein. Das haben wir in einer Absprache geklärt und fanden gemeinsam eine Formel, die unsere „Unterstützung“ Ihres guten Willens zum Ausdruck brachte.In mehreren Publikationen wurde vom Rembertitunnelverein die Beteiligung der Jüdischen Gemeinde am Projekt jedoch als Fakt genannt, ohne dass Sie dem widersprochen hätten. Als Höhepunkt betrachten wir die große Gesprächsrunde beim „Weser Kurier“ Anfang 2011, zu deren Beteiligung wir trotz unseres Unwillens und unserer Erklärung fast mit Gewalt hingezerrtwerden sollten. Die irreführenden Äußerungen in der WK-Publikation dazu über die Position der Jüdischen Gemeinde Bremen waren für Sie kein Anlass, eine Richtigstellung einzufordern und ein Klärungsgespräch mit uns zu suchen. So haben wir uns bemüßigt gesehen, Ihnen unsererseits den klaren Rahmen auszusprechen. Unsere zwei mails zum Thema sind unten beigefügt.
Jetzt, wo das WK-Interview mit Frau Elvira Noa unsere Kritik in zwei Sätzen zum Ausdruck gebracht hat, haben Sie mit mehreren Leserbriefen gezeigt, wie Sie die Dialogarbeit verstehen. Außerdem entsteht der Eindruck, als sei unsere Kritik neu. Ist es möglich, dass unsere Haltung innerhalb des Rembertitunnelvereins nicht kommuniziert wurde? Wenn Sie uns mit der Hilfe der Redaktion und Ihrer Fans gewaltsam auf Ihre Seite zerren wollen, müssen Sie sich nicht wundern, wenn wir unsere Meinung dazu sagen.
Wir machen bei derartiger Dialogarbeit nicht mit und sehen Ihre Leserbriefaktion nicht als Weg der Verständigung. Wir möchten deswegen Ihr Projekt nun endgültig nicht mehr unterstützen und fordern Sie auf, ab nun nur von fünf Religionen zu sprechen und weder den Namen noch die Symbolik der Jüdischen Gemeinde Bremen zu verwenden.
Mit freundlichen Grüßen
Präsidium der Jüdischen Gemeinde Bremen
Elvira Noa, Renata Bas, Dr. Grigori Pantijelew
Ich bin über 2 Jahre Mitarbeiterin in diesem Verein gewesen und obwohl sich mir, als überzeugte Atheistin, anfänglich nicht erschlossen hat, inwiefern ein Tunnel zum Frieden beitragen kann, so kam ich doch schnell zu der Überzeugung, dass es ganz egal ist auf welche Art und Weise man sich engagiert, sofern man es nur tut. Darüber reden ist einfach!
AntwortenLöschenFrau Heygster und auch alle anderen Religionsvertreter und Mitglieder haben nie einen Zweifel daran gelassen, dass die jüdische Gemeinde lediglich ihr Symbol und ihr Zeichen zur Verfügung stellen, sich aber selbst nicht aktiv beteiligen möchten. Es wurde immer respektvoll mit dem Wunsch der jüd. Gemeinde umgegangen. Es ist auch nicht richtig, dass Frau Heygster bereits vor 2001 an die jüdische Gemeinde heran getreten ist, denn die Idee zu diesem Projekt entstand erst nach dem 11. September 2001!
Frau Heygster ist alles andere, als eine penetrante, nach Presse heischende Friedensaktivistin, die mit ihren Mitstreitern andere belästigen, um sie für ihr Projekt zu begeistern. Jedem dürfte wohl klar sein, dass einer guten Öffentlichkeitsarbeit bedarf, um für so ein spezielles Projekt zu begeistern und zu interessieren. Jeder kann die Möglichkeit nutzen andere Religionen kennen zu lernen!
Ich kann nicht einschätzen, ob die Beweggründe einiger Diffamierungen schlicht und ergreifend auf Neid basieren, weil man dieses Projekt für kitschig hält und feststellen musste, dass es doch sehr erfolgreich ist und sogar für den „Deutschen Engagementpreis 2011“ nominiert wurde.
Es ist ja auch völlig in Ordnung, wenn man dieses Projekt nicht mag, aber es sollte kein Grund sein einer Frau, die ich nur als warmherzige, sehr engagierte Person kennen gelernt habe und die sich mit ganzem Herzen und Einsatz der Sache widmet, dermaßen in den Rücken zu fallen und somit auch allen anderen Religionsvertretern und Mitstreitern!
Etwas zu verurteilen, was man nicht versteht, oder mag scheint da wohl der einfachste, wenn auch nicht fairste Weg zu sein!
K.-S.-U.