Warum seine Emotionen Werder gut tun
Tim Wiese ist einer dieser archaischen Torhüter, ein wilder Mann, einer, der im Spiel alles vergisst! Und er ist einer, der sich um den guten Ton der Sportöffentlichkeit nicht kümmert. Keiner, der interviewkompatibel ist, der nach dem Spiel seine rhetorisch geschulten Sätze ins Mikrofon spricht und duschen geht. Für einen wie Tim Wiese ist Fußball alles: Leidenschaft, Kampf, Krieg!
Im letzten Spiel verhinderte der Werder-Tormann eine Torchance des FCN, als er den Gegenspieler vor seinem Strafraum am Trikot zupfte und ihn zu Fall brachte. Rot nach nur 17 Minuten. Manchmal erinnert Wieses Kampfeinsatz auf dem Platz an die Glanzzeiten von Kong-Fu-Oliver-Kahn. Um ein Tor zu verhindern, ist er bereit, alle Grenzen zu überschreiten. Und das, was die Öffentlichkeit am meisten verwundert: Wiese sagt das auch so. Vor der Kamera. In Interviews. Er will der Beste sein – koste es, was es wolle.
Ist dieser Spielertyp gut für eine Mannschaft? Ist es gut für den Sport, Menschen mit unbedingten Siegeswillen auf dem Platz zu haben? Tim Wiese ist nach dem Abgang von Frings, ein Werder-Kopf, eine Image-Figur, einer, der für den unbedingten Willen steht, der der Mannschaft gerade in der letzten Saison gefehlt hat! Tim Wiese ist so etwas wie das Kämpferherz des SV Werder Bremen.
Mit seiner Art macht er sich nicht nur Freunde. Dass Joachim Löw ihn seit Jahren als Nummer zwei oder drei in der Nationalmannschaft kaltstellt, ist auch Wieses Temperament geschuldet. Einer wie er hat keine Lust, sich der glatten Nivea-Welt des Bundestrainers unterzuordnen. Stattdessen wiederholt er gebetsmülenhaft, was eigentlich auch der Bundestrainer regelmäßig fordert: „Ich zeige meine Leistung, und damit will ich mich qualifizieren.“
Tim Wiese glaubt fest daran, dass sein spielerisches Talent seine Karriere entscheiden wird. Er hat keine Lust, Rücksicht auf Anstand, genormtes Benehmen oder sonstige Nebenschauplätze des Sportes zu nehmen. Und die Bundesliga und das Nationalteam nehmen ihm diesen unbedingten Leistungsglauben übel.
Wiese ist eine Reizfigur: Wenn er 11-Meter killt, jubelt er vor den gegnerischen Fans, wenn er allein vor dem Mann steht, zieht er auch schon mal die Notbremse. Und anschließend findet er all das ganz normal.
Und, ja, die Bundesliga und Werder brauchen temperamentvolle Spieler wie ihn. Die Anti-Wiese-Stimmung im DFB ist geheuchelt. Das aalglatte Fußball-Image, das in Zeiten des aktuellen Sportstudios und SKY aufgebaut wird, ist ähnlich wie unsere Gesellschaft: Jeder erwartet die polierte Oberfläche, will Leute wie Gomez sehen – die nichts zu sagen haben und kaum Leidenschaft ausstrahlen. Hauptsache alles sieht gut aus.
Wiese ist anders. Er poltert, er ist emotional – er kann sich manchmal selbst nicht bremsen. Er ist der Beweis wahrer Leidenschaft im Fußball. Er ist ein Kämpfer. Er meint es ernst. Ihm geht es nicht um den Hochglanz, sondern um „auf dem Platz“. Ihn interessieren Pausen- und Nachspiel-Interviews nicht. Was er zu sagen und zu bieten hat, zeigt er in den 90 Minuten, in denen er zwischen den Pfosten steht.
Er kümmert sich weder in einer oft geschmacklosen Trikotwahl noch bei seinem Haarschnitt und schon gar nicht, wen er seinen Mund öffnet, darum, was die anderen wohl denken können. Vielleicht macht gerade diese Direktheit, dieses Selbstbewusstsein einen guten Torhüter aus. Er muss Verantwortung übernehmen, an sich glauben, zupacken, wenn alle anderen schon aus dem Spiel sind.
Tim Wiese ist ein unangepasster Provokateur. Aber seine Provokationen folgen keinem Plan. Sie sind das Ergebnis größter, sportlicher Leidenschaft. Und von diesen Spielern, die polarisieren, die aufmischen, die sich einsetzen, braucht die Liga mehr. Wiese ist der Anti-Spießer des Fußballs, der Ultra-Torwart, der echte Spieler! Einer, der Werdes Image von Freigeist, von Integration aller Charaktere, von Kampf bis zum Umfallen verkörpert wie kein anderer Spieler.
Wiese ist nun drei Spiele gesperrt. Nach dieser harten Strafe wetterte er gegen den DFB: "Ich kriege drei Spiele für einen Trikotzupfer, die haben doch keinen Plan." Ob er Recht hat oder nicht, spielt keine Rolle! Aber Sätze wie diese zeigen: Auf dem Platz zu stehen, zu halten – das ist Wieses Lebensziel. Und das ist in der Liga selten. Wir werden ihn die nächsten drei Spiele vermissen.
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Danke, danke, danke!!! Endlich blickts mal einer! Ich hätte es nicht besser auf den Punkt bringen können! Wiese rules!!!
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